Corona – Na und?!
Ein Szenario der besseren Zukunft durch und wegen Corona
Das Coronavirus COVID-19 hat unser wirtschaftliches und gesellschaftliches Miteinander stark beeinflusst. Permanente Schreckensbotschaften in den Medien, rigorose und häufig wechselnde Gesetzesvorschriften, ständige Angst um die Gesundheit, wirtschaftliche Einbrüche und deutliche Einschränkungen im Alltag machen die Corona-Pandemie zu einer Herausforderung. Produktionen, Gastronomie und Veranstaltungen werden das zweite Mal in diesem Jahr für unbestimmte Zeit stillgelegt und schlimmstenfalls nie wiedereröffnet. Menschen verlieren ihre Arbeit und plagen sich aufgrund des Entfalls des Einkommens mit Existenznöten; das Wirtschaftssystem hat einen Tiefpunkt. Der Staat muss milliardenschwere Zuschüsse leisten. Es wird vermutlich lange dauern, diesen wirtschaftlichen Tiefpunkt wieder zu verlassen.
Ständig strengere Einschränkungen machen das Leben schwer. Kontaktverbote sogar zu engsten Familienmitgliedern mussten/müssen eingehalten werden. Viele Menschen – insbesondere in Pflegeheimen – waren/sind einsam. „Normale“ Erledigungen wie Einkaufen etc. waren und sind für Menschen der Risikogruppe (ältere Menschen oder Menschen mit Vorerkrankungen) nicht ohne Gefahr für die Gesundheit möglich.
Auch ein großer Teil der Vergnügungsmöglichkeiten entfällt. Kinos und Theater haben geschlossen und stürzen wegen der langen Durststrecke in finanzielle Krisen. Großveranstaltungen wie Festivals und Märkte entfallen. Auch sportliche Events werden abgesagt. Reisewarnungen werden ausgesprochen, der Erholungsurlaub im Ausland entfällt. Viel schlimmer trifft es aber oft Menschen in anderen Ländern. Hier gibt es häufig keine soziale Absicherung und ärztliche Behandlungen müssen aus eigener Tasche bezahlt werden. Ohne Arbeit gibt es keinerlei Einkommen – auf der anderen Seite entstehen im Krankheitsfall aber hohe Kosten. Hier geht es dann sogar um das blanke Überleben. In Indien beispielsweise verhungern im Moment wegen der Coronakrise etliche Menschen. Sie dürfen nicht arbeiten und haben somit kein Geld, um sich zu versorgen oder gar ärztliche Dienste zu bezahlen.
Hinzu kommt, dass sie meist Haus an Haus, dicht an dicht wohnen und die Ansteckungsgefahr dadurch enorm hoch ist. Diesem Teufelskreis ist kaum zu entkommen. Allerdings trifft dies zum Teil auch in reichen Industrieländern wie z. B. der USA zu. Auch hier gibt es keine sozialen Absicherungen. Ein lock down wie in Deutschland praktiziert, ist hier nahezu unmöglich. Ohne Arbeit sind die BürgerInnen komplett ohne Einkommen und können sich das Dach über dem Kopf möglicherweise nicht mehr leisten. Die wirtschaftlichen Einbrüche sind vermutlich noch viel heftiger als z.B. in Deutschland.
Idealerweise nutzt man dieses Jahrhundertereignis als Chance zu einer positiven Veränderung. Eine Pandemie dieses Ausmaßes ist für alle neu. Und nötigt uns Menschen zu neuen Blickwinkeln. Es ist an der Zeit, dass wir umdenken und aufhören, nur noch wirtschaftlich zu denken. Dass wir anfangen, uns auf unsere Werte wie Gesundheit und Menschlichkeit zu besinnen. Rücksicht auf Umwelt und auf Tierwohl nehmen. Und letztlich dadurch alle glücklicher und zufriedener werden, als jeder Konsum dies je erreichen könnte. Dieses Szenario soll zeigen, dass wir mit viel Kraft, Optimismus, Kreativität und Zusammenhalt eine bessere Zukunft schaffen können.
Durch die aktuellen Gegebenheiten sind Menschen und Familien dazu gezwungen, mehr zusammenzuhalten. Menschen aus der Risikogruppe, sind zurzeit auf engagierte Freiwillige oder Familienangehörige angewiesen, die für sie Einkäufe, Gassi-Gänge mit dem Hund oder sonstige Wünsche erledigen. Familienmitglieder, die sich bisher nur wenig Zeit für ihre Familien genommen haben, überdenken und ändern möglicherweise ihre Prioritäten und wertschätzen ihr eigenes Umfeld wieder mehr. Sorgen und Nöte von Anderen werden wieder wahrgenommen. Empathie und Akzeptanz erhöhen sich. Menschen werden offener, hilfsbereiter und toleranter im Umgang miteinander. Man darf wieder fühlen und lieben.
Viele Arbeitnehmer sind oder waren im Homeoffice tätig. Im Laufe der Zeit werden die eigenen vier Wände als „zu Hause“ wahrgenommen und wertgeschätzt. Die Machbarkeit der Arbeit zu Hause führt dazu, dass diese erhalten bleibt. Die zeitaufwändigen und auch umweltbelastenden Wege zur Arbeitsstätte entfallen. Dies führt zu mehr Gelassenheit, die jeder gerade im Moment jeder gut gebrauchen kann und wovon auch die Arbeitgeber profitieren. Ob an der Kasse im Supermarkt, beim Tierarzt oder beim Friseur, zurzeit herrschen andere Standards. Die Wartezeiten sind länger und oft sogar draußen abzusitzen. Jedoch haben sich die Menschen an diese Situationen gewöhnt. Anstatt zu fordern, dass umgehend die nächste Kasse geöffnet werden soll, gehen sie die Situation mit mehr Geduld an. Sie sind im Ganzen gelassener, geduldiger und freundlicher im Umgang.
Auch Kleinigkeiten wie das mittlerweile zur Normalität gewordene „Bleib gesund“ am Ende einer Konversation wirken sich positiv aus. Die Wichtigkeit und die wahre Bedeutung dieser Floskel ist erkannt und wird ernst genommen. So fühlt man sich von seinem Gegenüber wertgeschätzt und wird im täglichen Miteinander daran erinnert, wie grundlegend wichtig die Gesundheit und der achtsame Umgang miteinander ist. Der einst so wertvolle Auslandsurlaub wird zu einer Nebensache. Insbesondere der Flugreiseverkehr ist nahezu erlegen. Menschen haben zwangsläufig die Region vor Ort erkundet und gelernt, sie wertzuschätzen. Es wurde erkannt, dass es nicht immer der Urlaub auf Mallorca sein muss, eine entspannte Fahrradtour oder ein Spaziergang in der Umgebung ist ebenso erholsam. Es kommt zu mehr Heimatgefühl und Schonung der eigenen Umwelt.
Immer wieder entwickelten sich Hotspots für Infektionen, häufig in der Fleischwarenindustrie. Die Tatsache, dass das Virus möglicher Weise aufgrund von unhygienischem Verkauf von Fleisch ausgebrochen ist, lässt uns den Fleischkonsum überdenken, reduzieren oder gar ganz einstellen. Es gibt kaum noch „Nutztiere“ und der Menschheit stehen wieder Millionen Quadratmeter Fläche zur Verfügung, die sonst für die Anpflanzung für Viehfutter genutzt wurden. Diese werden nun für den Anbau von neuen, ressourcenschonenden Biokraftstoffen oder für die Einrichtungen von Schutzgebieten, um die biologische Vielfalt zu erhalten, genutzt. Aber natürlich auch für den Anbau von Getreide, Mais und Soja. Es gelingt eine starke Reduzierung der Treibhausgase und des Wasserverbrauchs. Es wird kein Flug-, Schiff-, und Autotransport mehr für den Fleischkonsum benötigt. Der Klimawandel wird abgebremst und das Tierwohl wieder gegeben. Auch der Welthunger wird aufgrund des deutlich erhöhten Anbaus von Nahrung gestoppt, weil die Erzeugnisse direkt verzehrt werden und nicht an die Tiere verfüttert werden.
Sogar das zeitweise eingeführte Kontaktverbot und das teilweise geltende Ausgangsverbot bringt letztlich Vorteile mit sich. Dadurch, dass weder die Arbeit noch sonstige Orte besucht werden konnten, haben Menschen neue Interessen entdeckt. Die Natur wird für sportliche Aktivitäten wie Joggen, Inlinern oder Wandern genutzt. In der Freizeit treffen Familien sich wieder mehr und hocken nicht einsam jeder für sich vor dem TV. Es wird gespielt, diskutiert und gemeinsam gesundes, regionales Essen gekocht.
Die Schließung der Ländergrenzen macht bewusst, wie viele der Produkte im Ausland produziert werden, da diese nicht mehr verfügbar waren/sind. Damit dies nicht noch einmal passiert, werden Händler vor Ort mehr unterstützt und die Produktion im eigenen Land gefördert. Deutschland wird unabhängiger und trägt dazu bei, dass Kinderarbeit und Umweltverschmutzung in Billiglohnländern reduziert werden kann. Durch den ohnehin reduzierten Konsum und die Produktion vor Ort besteht weniger Bedarf an Chemikalien und Rohstoffen und es gibt deutlich weniger Ausstoß an Schadstoffen. Der Warentransport per Schiff oder Flugzeug entfällt. Umwelt und Ressourcen werden geschont. Menschen brauchen nicht mehr unter unwürdigen Bedingungen arbeiten.
Corona hat uns auch gezeigt, welche Berufe wirklich systemrelevant sind. Diese Berufe tragen dazu bei, unsere Gesellschaft grundlegend am Laufen zu halten. Ein systemrelevanter Bereich ist der Gesundheitssektor. Hierzu gehören Berufe wie Krankenpfleger, Pflegefachkräfte, Apotheker, Arzneimittelhersteller aber auch Rettungssanitäter, welche in gesundheitlicher Not jederzeit zur Verfügung stehen. Auch Polizisten oder Feuerwehrleute sind nicht wegdenkbar; ohne Mitarbeitenden des Bereichs Energie hätten wir wahrscheinlich weder Strom noch Gas zu Hause. Aber auch die gesamte Branche, die dafür sorgt, dass wir vor Ort einkaufen können (insbesondere Lebensmittel und auch Toilettenpapier…) hat sich als elementar wichtig erwiesen. Hierzu gehören z.B. LKW-Fahrer, Speditionen und Fachverkäufer. Der Staat hat diese Erkenntnis genutzt, die MitarbeiterInnen dieser und anderer systemrelevanter Berufe mehr wertzuschätzen und dazu beigetragen, dass diese höher bezahlt werden. Firmen bekommen Zuschüsse, um diesen Berufen bessere Arbeitsbedingungen und Arbeitszeiten zu ermöglichen.
Insgesamt lässt sich also feststellen, dass die Coronakrise dazu beitragen kann, unser bisheriges „schneller, besser, weiter Leben“ zu entschleunigen. Die Menschheit nutzt diesen Schubser, um einfach mal durchzuatmen und neue Sichtweisen zu entwickeln. Mehr auf sich selbst und die Mitmenschen zu achten. Rücksichtnahme, Gesundheit, Bewegung und gute Ernährung als elementar wichtig einzustufen; den Konsum zu reduzieren, und auch die Tier- und
Umwelt mehr zu schonen.
Natürlich bleibt dennoch zu hoffen, dass der inzwischen gefundene Impfstoff, der uns das Leben und das Miteinander erleichtert, wirksam ist. Und es bleibt auch zu hoffen, dass wir alle wirklich aus dieser Krise etwas lernen. Und sie nutzen, um unsere Leben ähnlich positiv, wie oben beschrieben, zu gestalten. Für eine bessere Zukunft – eben durch und wegen Corona!